Heute war Sesostag, der mittlere Tag der Woche und normalerweise ein arbeitsfreier Tag. Nach Kalender war es der 111.Y55.ANZ. Genau 45 Tage vor dem be...
Wie aus informierten Kreisen zu erfahren ist hat sich High Inquisitor Almorighur sehr kurzfristig von allen Ämtern und Aufgaben im Sesosta Orden freis...
Tags darauf, am Zweitag, erreichte Marjeka früh am Morgen den alten Gorfantempel, begrüßte Saba und Bruder Tom, die bereits da waren und setzte sich auf die Bank im Schulungsraum, der eigentlich das Esszimmer des Tempels war und freute sich, dass Tom bereits eine Tasse Kaffee für sie auf den Tisch gestellt hatte. Es war zwar nur einfacher Malzkaffee, aber in diesem Kaff am Ende der Welt freute sie sich über jede kleine Annehmlichkeit. Ähnlich pragmatisch sah sie Bruder Toms Avancen ihr gegenüber. Sie hatte zwar absolut kein Interesse an ihm, aber das musste sie ihm ja nicht zeigen. Bruder Tom war eine wichtige Person auf diesem Eiland und das wollte sie zu ihren Gunsten nutzen. „Danke mein Lieber“, säuselte sie etwas übertrieben, aber bei Tom kam es gut an. Er flitzte in die Küche und holte Zimtschnecken, welche Saba vorher mitgebracht hatte. „Wie geht es Drack?“, fragte sie die Frau des Bürgermeisters, welche ganz Zwergin mit leichtem Bartwuchs gar nicht feminin wirkte. Bei der muss sich Drack vermutlich nie Sorgen in Bezug auf Treue und so machen, dachte Marjeka bei sich und lächelte Tom dabei ein wenig abwesend an. „Magst Du eine von Sabas Zimtschnecken?“, fragte dieser gerade, als auch Igor und Herr Mönich eintraten. Marjeka mochte diese morgendlichen Zusammenkünfte vor Arbeitsbeginn und nahm sich gleich zwei Zimtschnecken, nicht vergessend deren Geschmack bei Saba zu loben. „Auf geht’s“, sagte Tom, nachdem alle gegessen und getrunken hatten und schritt als erster die Kellerstiege hinunter. Der ganze, kleine Tempel war unterkellert, aber die Kellerräume waren relativ leer. Es standen ein paar Weinfässer und ein paar Säcke Gemüse herum. Ansonsten herrschten Spinnweben und Käfer in diesem dunklen Gewölbe. An einer verborgenen Stelle jedoch befand sich ein kleiner Schlüsselschalter, den Tom betätigte. Daraufhin begann sich eine äußere Steinwand zu drehen um den Eingang zum geheimen Labor zu öffnen. Alle bis auf Tom gingen hinein und Tom schloss den Zugang wieder von außen.
52, 53, 54, 55, 56 – prustend und nach Luft ringend zog Igor seinen Kopf aus dem kleinen Becken des Dorfbrunnens. Er war ein wenig verunsichert, weil es ihm normalerweise gelang, deutlich mehr als sechzig Sekunden mit dem Kopf im Wasser zu bleiben. Aber wie gewohnt war der Kopfschmerz jetzt wie weggeblasen. Zufrieden trocknete er sich die Haare und das Gesicht mit dem mitgebrachten Handtuch ab und verscheuchte die beiden Hühner zu seinen Füßen. Mit einem erschrockenen Gegacker liefen sie zu ihrem Hahn, der seinerseits erbost zu Igor herübersah. Lilly und Timmi, die beiden Kinder des Dorfschmieds, welche ihn auch beobachtet hatten, kicherten noch einmal und gingen dann fröhlich von einem Bein auf das andere hüpfend den Weg zur Dorfschule weiter. Das Dorf hatte lediglich sieben Kinder und diese wurden gemeinsam unterrichtet, wusste Igor. Daneben gab es zwei Babies und vier Jugendliche. Wahrhaft keine große Siedlung war das. Und nach den etwa hundert Tagen hier kannte man jeden Einwohner nicht nur beim Namen, sondern oft genauer, als es einem lieb war.
Wie immer am Sarntag war Marjeka bereits früh am Morgen, vor Sonnenaufgang, auf den Beinen. Sie packte sich ein kleines Frühstück, bestehend aus trockenem Brot, Ziegenkäse und Oliven in ein sauberes Tuch und steckte es gemeinsam mit einem Brotmesser, einer Schnur, einem Feuerzeug und einem kurzen Seil in ihren Rucksack. Leise verließ sie ihr kleines Häuschen am Rande des Dorfes und begab sich auf den Richtung Nordosten führenden Trampelpfad. Der Weg war fest in den steinigen Boden getreten und auf der abschüssigen Seite zumeist mit Steinen gesäumt. Es ging leicht bergauf. Nach kurzer Zeit erreichte Marjeka, schon ein wenig vom Anstieg aufgewärmt, aber noch bei weitem nicht erschöpft den schlichten Gorfan-Tempel. Hier wohnte Bruder Tom mit seinen drei Mitbrüdern. Sie würden etwa um neun Uhr eine Messe zu Ehren ihres Gottes und des restlichen Pantheons abhalten. Leicht amüsiert erinnerte sich Marjeka dabei an die Begründung, welche Bruder Tom vorgebracht hatte, als Marjeka fragte, warum denn die einzelnen Götter nicht miteinander um Anhänger konkurrierten. Bruder Tom meinte, dass man bei einer so liberalen Gesellschaft wie sie Arca-Nihil nun einmal darstellte, mit konkurrierenden Glaubensrichtungen nicht weit käme. Darum hätten sich die Anhänger der einzelnen Götter dazu entschlossen, gemeinsam aufzutreten. Das habe sich bewährt.
„Noch ein Gläschen?“, fragte der Zwerg verschmitzt und Igor nickte beiläufig. Sein leicht glasiger Blick schweifte über die aus massiven Steinen bestehende Abgrenzung der westwärts liegenden Veranda. Der Ausblick war immer wieder wunderbar. Die Sonne, verschwommen und orangerot tief am Horizont flimmernd, darunter das ruhig daliegende blaue Meer, am Himmel wenige, weiße Wölkchen und direkt vor der Veranda, am Abhang, das satte Grün einiger Bäume und Büsche. Der kapiert es vermutlich nie dachte Igor träge bei sich, während er Drack den Zwerg dabei beobachtete, wie dieser mit zitternder Hand die nächste Runde Zwergenschnaps für sich und seinen Gast einschenkte. „Naßtarrowjeah mein Freund“, murmelte Drack in seinen Bart und schaute Igor aus kleinen, verschmitzten Augen an. „Geht es auch noch bei Dir? Du musst nicht austrinken.“
Alle zwei Monatewird ab nun der gesamte erste Arca-Nihil Roman "Gefangen auf Devenport Island" im Telegrafenamt kapitelweise veröffentlicht.
Interess...