ANA1-27 Heavens Door

ANA1
Kategorie: Story Autor: ANirgends

Tatsächlich wartete er eine Weile in dem für ihn eingerichteten Zimmer und als er der Meinung war, die beiden Kreaturen wären jetzt vermutlich in die Vorbereitungen für das Gelage vertieft, machte er sich auf den Weg zur verbotenen Kammer.
Eilig verließ er den Schwerkraftschacht auf der dritten Ebene und ging langsam und aufmerksam in die dort befindliche Höhle hinein. Tiefer ins Berginnere hinein auf die verbotene Kammer zu, welche sich am Ende der schwach beleuchteten Höhle befand.
Gerade als er erleichtert die einfache Tür erreichte und sie öffnen wollte, bemerkte er, dass sein Plan doch nicht funktioniert hatte. Er drehte sich um und sah die Monsterspinne eilends auf ihren acht Beinen herankommen, dicht gefolgt vom Teufelsdrachen. Auch der Höllenhund hatte sich anscheinend vom Teleskop losgesagt, um eilends herunterzukommen und die verbotene Kammer zu beschützen.
Schnell griff er nach dem Türknauf, drehte diesen und zog an der Tür. Diese schien jedoch verschlossen und hielt seinem kräftigen Ziehen stand. Sie war robuster als ihr Aussehen vermuten ließ.
„Lass die Finger von der Tür, Kalmer. Das ist verbotenes Terrain!“, krächzte die Spinne und zog an seinen Beinen. Er konnte sich durch Gewichtsverlagerung aufrecht halten und drückte zwei haarige und harte Spinnenbeine zur Seite, die anscheinend seinen Hals erreichen wollten.
„Weg mit dir, du Biest!“, keuchte er und gab der Spinne einen kräftigen Tritt in den Hinterkörper. Diese ignorierte den Angriff und statt von ihm abzulassen, versuchte sie mit ihren Kiefern seine Panzerung am Oberschenkel zu zerbeißen oder zu verbiegen.
„Da kannst du lange dran herumkauen. Aber ihr habt mich überzeugt. Das ist scheinbar nicht mein Stockwerk. Lasst mich bitte gehen.“
Kalmer hob beide Arme, um seine augenblickliche Friedfertigkeit zu zeigen und tatsächlich ließen alle drei Kreaturen davon ab sich auf ihn zu stürzen. Sie gaben den Rückweg zum Schacht frei und blockierten gleichzeitig den Zugang zur verheißungsvollen Tür.
Kalmer war keineswegs verzagt. Er hätte das Ganze eigentlich gerne kampflos erledigt. Besonders, weil ihm die drei Monsterwesen inzwischen ans Herz gewachsen sind und sie auch eindeutig von großem Nutzen für ihn waren. Sehr ungern machte er, was sich jetzt scheinbar nicht vermeiden ließ. Aber er musste unbedingt wissen, ob das, was seine Magier hinter dieser Tür vermuteten wirklich vorhanden war. Das könnte große Auswirkungen auf seine Zukunft haben.
Darum blieb er jetzt kurz vor dem Schacht der Schwerelosigkeit stehen, drehte sich um und betrachtete die drei Monstrositäten. Wie sie so dastanden in ihrer Pracht und den Eingang zur verbotenen Kammer bewachten wirkte einerseits einschüchternd. Andererseits fand es Kalmer gerade sehr mitleiderregend.
Er griff nach seinem Gürtel und löste eine zigarettenschachtelgroße Metallbox. Auf ihr drückte er einen unsichtbaren Knopf und stellte sie alsdann, die lange Seitenfläche am Boden liegend vor sich auf den Boden. Danach richtete er sich auf.
„Jetzt kommt die Kavallerie, meine Freunde!“
Mit diesen Worten verabschiedete er sich von den Monstern und beobachtete nun seine Box. Diese hatte sich auf der Vorderseite geöffnet und aus einem leicht bläulich beleuchteten Innenraum marschierten sechs wenige Zentimeter große humanoide Roboter. Sie verteilten sich mit großem Abstand im Raum und begannen dann schnell zu wachsen und wurden mehr als zwei Meter große Kampfmaschinen.
Ihr Aussehen war etwas gewöhnungsbedürftig. Sie waren von der Form her humanoid, mit rohrförmigen Armen und Beinen. Jeder trug in einer Hand eine Lanze mit Enterhaken, an der Hüfte befand sich ein Verbandskasten, die zweite Hand hielt einen Schlauch, welcher von einem Rückentornister wegführte und insgesamt war am Erscheinungsbild erstmal nichts zu sehen, das die Roboter als kriegerisch einstufen würde.
Das änderte sich, aber als Kalmer ihnen die Anweisung gab, die drei Monster zu neutralisieren. Sofort setzten sich die Metallkonstruktionen in Bewegung. Drei von ihnen umkreisten die Monsterspinne und bändigten sie mit den Lanzen, indem sie ihr die Enterhaken in den dicken Hinterleib schlugen und sodann von drei Seiten Zug auf sie ausübten. Die arme Spinne kreischte vor Schmerz, wand sich mit aller Kraft und konnte sich dennoch nicht aus der Fixierung befreien. Der Höllenhund war vorgeprescht und wollte die Roboter mit seinem Feueratem versengen. Zwei der mechanischen Helfer hoben jedoch ihre staubsaugerähnlichen Schläuche und der arme Höllenhund wurde in ein weißes Kälteschaumbad gebadet, das all seine feurigen Versuche im Keim erstickte. Es blieb einzig der Teufelsdrache, welcher sich erbost auf Kalmer zu bewegte. Mit weit ausgefahrenen Klauen und peitschendem Schwanz flog er dabei direkt in sein Verderben.
Kalmer hatte Schwert und Schild gezogen, sprang nach vorne und nur Augenblicke später waren dem armen Kerl zuerst die Flügel, dann die Arme und auch noch die Beine abgeschlagen. Das erfolgte derartig zügig, dass der Dämon keine Zeit für eine Gegenwehr gehabt hatte und aufgrund der Schnelligkeit der Hiebe einfach zu Boden fiel, weil nichts mehr da war, das ihn hätte tragen können.
Ohne ein Wort zu verlieren, stellte Kalmer einen gepanzerten Schuh auf die Brust des Teufelsdrachen, blickte ihm fest in die verwunderten Augen und trennte dessen Kopf vom Körper ab. Augenblicke später wurde noch der Körper mit kräftigen Schwerthieben in drei Teile getrennt. Er wollte kein Risiko eingehen in Bezug auf eventuell vorhandene Regenerationsfähigkeiten.
Nachdem sein Kampf vorbei war, gab er den metallenen Kollegen das Zeichen, ebenfalls den Konflikt zu beenden. Jeweils drei wandten sich daraufhin einem der verbliebenen Monstergegner zu und kleine Röhrchen, die unauffällig aus dem rechten Brustbereich ragten strahlten grünliche Energiewolken gegen die Körper ihrer unglücklichen Opfer. Wo immer die Strahlen auftrafen, verwandelte sich das Körpergewebe in grünliche Gase. Nach wenigen Sekunden waren von der Monsterspinne nur mehr einige Härchen und Klauen übrig und vom Höllenhund ein halbes Ohr und eine Pfote.
Kalmer ließ einen Roboter noch die sperrige Tür verdampfen und beorderte sie anschließend wieder zurück in die kleine Metallbox, welche er sich danach an den Gürtel heftete.
Vorsichtig stieg er über den am Boden liegenden Kopf des Teufelsdrachen. Er hatte das Gefühl, dass ihn die offenen, leblosen Augen nach wie vor wahrnahmen. Aber das schuldete er vermutlich dem erhöhten Adrenalinspiegel in seinen Adern.
Es gab jetzt Wichtigeres zu tun. Er betrat die verbotene Kammer und war begeistert. Seine Magier hatten richtig vermutet. Gegenüber der jetzt zerstörten Tür befand sich in einem sonst eher schlichten Raum, mit keinen weiteren Auffälligkeiten, eine schwere Metalltür. Eine Art von Tür, wie Kalmer sie von Miami Station, der riesigen Raumstation auf halbem Weg zur Sonne, her kannte. Es war eine Tür, welche dazu gebaut worden war für die Ewigkeit zu bestehen und hinter der sich vermutlich ein ganz neues Universum für ihn öffnen würde.
Er machte sich an der Tür zu schaffen und fand den Öffnungsmechanismus. Aber er zögerte. Was, wenn dahinter Vakuum herrschte? Nun. Das musste er riskieren. Er richtete sich den alten Ritterhelm, drückte an der passenden Stelle und sprach den Befehl dazu aus. Der Helm veränderte seine Form und umschloss sein Gesicht mit einer glasartigen Schicht, die ihn hermetisch von der Außenwelt abschottete. Dasselbe geschah mit der ganzen Rüstung.
Schade, wenn hier alle Luft entweichen würde, dachte er noch und betätigte den Öffnungsmechanismus, ohne zu wissen, dass jener blockiert hätte, wenn dahinter ein Vakuum, oder extremer Unterdruck geherrscht hätte. Leicht glitt das schwere Schott in die Wand und gab die Sicht auf einen langen und geraden Korridor frei. Kalmer deutete einen Schritt nach vorne an und das kristallene Laufband im Korridor setzte sich augenblicklich in Bewegung. Zufrieden schloss er das Schott, versetzte seine Rüstung wieder in den Normalzustand und ging zurück in sein Zimmer. Er hatte einige Dinge zu überlegen.

Previous Post Telegrafenamt Next Post